Eisenstein
RumÀnisch: Ocna de Fier
Deutsch: Eisenstein, Morawitzadorf
Ungarisch: Vaskö, Moravicza
Koordinaten: 45° 19' 60'' N / 21° 46' 60'' O
PLZ: 327290
Telefonvorwahl: (+40)255
Gemeindeart: einzige eigenstÀndige Dorfgemeinde des Kreises Karasch-Severin
Die Gemeinde Eisenstein liegt im Morawitzatal, am nördlichen Rand der Dognatschkaer Gebirge, eine hĂŒgelige Landschaft mit Anhöhen von bis zu 615m. Diese Bergkuppe bildet gleichzeitig die Wasserscheide zwischen den ZuflĂŒssen von Karasch und Bersawa. Der Ort erstreckt sich entlang der KreisstraĂe DJ586 zwischen Bokschan und Dognatschka. Wassiowa liegt 7 Km und die Kreisstadt Reschitza 25Km entfernt. Die GroĂstĂ€dte Temeswar und Belgrad sind ca. 100 Km entfernt.
1869: 783 Einwohner (30 Deutsche)
1910: 1300 Einwohner (120 Deutsche)
1940: 1000 Einwohner (62 Deutsche)
1966: 1853 Einwohner (40 Deutsche)
1992: 907 Einwohner (21 Deutsche)
2012: 794 Einwohner (10 Deutsche)
Das Rathaus: Str. Vale Nr. 107B, Tel. 0255-527802, Web: http://www.ocnadefier.caras-severin.ro
Der Gemeinderat: Str. Vale Nr. 107B, Tel. 0255-527802
- Die Ă€lteste bergbaulichen Nachweise stammen aus der Bronzezeit vor etwa 4000 Jahren, als man hier natĂŒrliches Kupfer im Tagebau gewann. In der NĂ€he der Erztagebauten Theresia und Paulus wurden Reste von Rennöfen entdeckt in denen zeitnah Eisen- und Bunterze geschmolzen wurden. Aufgrund dieser Funde wurde ein Szenarium zum technologischen Ăbergang von der Bronze- zur Eisenzeit entwickelt.
- Nach der Eroberung des Gebietes durch die Römer um das Jahr 106 wurde der Bergbau auch untertage vorangetrieben. Nördlich von Eisenstein, am GoldhĂŒgel (âCracul cu aurâ) sind heute noch alte römische Einrichtungen zur Goldgewinnung zu erkennen. Im 10 Km nordwestlich von hier aus gelegenen Berzovis (das heutige Bersowia) wurde eine metallurgische Schule (âschola fabrorumâ) errichtet, die das groĂe Interesse der Römer am Bergbau widerspiegelt. Auch in Fisesch, ein Nachbardorf an dem alten römischen Weg in Richtung Bersowia gelegen, wurden gut erhaltene Schmelzöfen gefunden die das Morawitzarer Eisenerz bis ins vierte Jahrhundert verarbeiteten.
- Schriftlich wird der Bergort (âBanyaâ) erstmals im Jahr 1351 erwĂ€hnt, nordöstlich vom Dorf Binisch gelegen.
- Der mittelalterliche Goldbergbau wird zuletzt in einer Urkunde aus dem Jahr 1552 erwĂ€hnt, wĂ€hrend der osmanischen Herrschaft (1554-1718) war das Interesse an BodenschĂ€tzen gering und das Gebiet nur dĂŒnn besiedelt.
- Erst wieder aus der Zeit nach 1718 erreichen uns Bergbaukundliche Nachrichten als der Bergmeister Johann Schubert ĂŒber die Entdeckung reicher EisenerzlagerstĂ€tten im Morawitzatal berichtet. Aufgrund dieser LagerstĂ€tten entstanden 1719 die ersten Hochöfen des Banats, in Bokschan.
- Ab 1736 intensiviert sich hier der gewerkschaftliche Bergbau. Die bedeutendste Gruben waren: Carolus, Paulus, Theresia, Peter und Paul, Juliana, Erzengel, Reichenstein. Eine davon nĂ€mlich Simon-Juda wird durch sein auĂergewöhnliches Reichtum an Kupfererz bereits nach 1740 europĂ€isches Ruhm erreichen. Ignaz von Born (1770) und Francesco Griselini (1774) besuchen und beschreiben die geologische VerhĂ€ltnisse in der Grube, kritisieren aber gleichzeitig den rĂŒcksichtslosen Raubabbau.
- 1741 wird die KupferhĂŒtte Danieli angefeuert. Hier wurden auch die Feuerproben fĂŒr den zwischenzeitlich florierenden Goldbergbau (ca. 1740-1760) durchgefĂŒhrt.
- 1760 Aufgrund des stark steigenden Bedarfes an Arbeitskraft wird die Bergbausiedlung Morawitzadorf gegrĂŒndet und hauptsĂ€chlich mit walachischen FlĂŒchtlingen (sog. BufĂ€nen, Waldarbeiter und Bergleute aus der Gegend um Baia de Arama) besiedelt. Auf der Josefinischen Landkarte von 1772 ist diese Siedlung als Pogschaner Eisenstein eingetragen.
- Um 1774 definiert Christoph Traugott Delius als erster die Entstehung der metasomatischen KontaktlagerstÀtten aufgrund seiner Beobachtungen in Eisenstein. - 1803 Durch die Auflösung des benachbarten Weilers Simon-Juda und Umsiedlung dessen Bewohner ins Morawitzer Tal bildet sich dort das Dorf Vaskö. Zuerst verwalterisch und kirchlich Wassiowa zugeordnet wird das Dorf Vaskö im Jahr 1823 eine eigenstÀndige Gemeinde.
- 1855 ĂŒbertrug die Wiener Hofkammer die Banater KrondomĂ€ne der Ăsterreichischen Privillegierten Staatseisenbahngesellschaft (StEG). Auch die Eisengruben in Vaskö gehörten dazu.
- 1864 als Ergebnis seiner Studienreise durch das Banater Bergland schreibt Bernhard von Cotta sein Referenzwerk und benennt die hier auftretende Textur der Eruptivgesteine als Banatite.
- 1873 Fertigstellung der Eisenbahnverbindung ĂŒber Bokschan nach Reschitza. Ab jetzt wird das Eisenerz hauptsĂ€chlich nach Reschitza geliefert, zum Nachteil der Bokschaner, Dognatschkaer und Aninaer EisenschmelzhĂŒtten.
- 1874 lieferte der hier tÀtige Bergbauingenieur Anton Veszelyi (1820-1888) Eisensteiner Erzproben aus denen der Wiener Professor Tschermak gleich zwei neuartige Mineralien identifizieren konnte: das Ludwigit und das Veszelyit. - 1888 Unter Leitung des Bokschaner Bauingenieurs Aurel Diaconovici wird die Kirche komplett umgebaut, sie bekommt ihr heutiges Aussehen.
- 1890 wird im Arontal ein Depot mit insgesamt 16 kunstvoll verzierte GegenstÀnde aus der Bronzezeit entdeckt.
- Am 19 Oktober 1899 ereignet sich in einem Hoffnungsschlag der gröĂte Bergbauunfall, bedingt durch eine falsch berechnete Perforation zum Hohlraum der alten Grube Simon Juda. Durch den gewaltigen Druck der Wassermassen verloren damals der Aufseher Roos sowie sechs weitere Bergleute ihr Leben.
- Im Danieli-Berg befindet sich Marmor bester QualitĂ€t. Die bis zu 12 Tonnen schwere Blocks wurden in den 50ger Jahren in Wassiowa, eine Filliale der Ruskitzarer Marmorwerke, geschrĂ€mt, gesĂ€gt und formatiert. Verwendet wurde sie fĂŒr die Monumentalskulpturen damaliger Zeiten aber auch viele GrabmĂ€ler unserer alten Friedhöfe sind aus diesem edlen Gestein angefertigt.
- Durch moderne Anlagen (elektromagnetische Separation) war es ab den 60ger Jahren möglich, Gestein mit niedrigeren Erzgehalt (18-25%) aufzubereiten. - Im Jahr 1972 werden in der Eisengrube Reichenstein mehrere kreuzförmige Quarzkristale entdeckt, neuartige Kristalisationsformen die den Namen des Entdeckers bekamen: die Gruescu-Koaxialzwillinge.
- Nach 1990 fand kein aktiver Bergbau mehr statt, zwischen 1992 und 1997 wurde nur noch das Material der alten Halden verwertet. Seit 2001 ist auch diese BergbautĂ€tigkeit endgĂŒltig eingestellt worden.
- Insgesamt wurden aus Eisensteiner Erze ĂŒber die Zeit geschĂ€tzte 11 Millionen Tonen Eisen- sowie 3 Millionen Tonen Buntmetalle gewonnen.
- In dieser von Dognatschka oder Bokschan gefĂŒhrten Bergsiedlung haben sich eher die alte Volkstraditionen der einfachen Bergarbeiter propagiert, mit ihren Höhenpunkte wie die Kirchweih, der Fasching oder das Barbarafest. Aber auch hier entstehen im Sog des kulturellen Aufschwunges nach 1880 Initiativen, wie zum Beispiel die GrĂŒndung eines gewerkschaftlichen Chores (1899); unter dessen Dirigenten zĂ€hlte sich auch der bekannte Kompositor Ioachim Perian, der in Eisenstein als Lehrer und Bergbeamte ab 1902 gewirkt hat.
- Besondere Verdienste hat in ĂŒber 5 Jahrzehnten langen Wirkung der Geologe Gruescu errungen, sowohl durch seinem privaten Museum der Ă€sthetischen Mineralogie als auch durch seine permanente Suche nach neue Ideen und Initiativen: Kontaktpflege mit bedeutende Kulturpersönlichkeiten dieser Region wie Tiberiu Bottlik oder Tata Oancea, die Initiierung eines internationalen Skulpturenparks inmitte des Ortes, Teilnahme an Radiosendungen, Ausstellungen oder Mineralienspenden an Museen und Institutionen. Besucht haben ihn zuhause zahlreiche Persönlichkeiten aus Kultur, Wirtschaft und Politik, auch die Königin Beatrix von Holland war hier 2001.
- Seit 1997 existiert eine Partnerschaft mit der elsÀssischen Gemeinde Osenbach: http://www.amitie-franco-roumaine.com
- Zur Zeit konzentriert sich das kulturelle Leben um das Kulturheim, sehr geschÀtzt sind die Auftritte des jungen Volksmunddichters George Brebenar.
In Laufe der Zeit haben hier viele Prominente aus dem Montanwesen gewirkt, u.a.:
- Georg Pokrean, Bergbeamter der StEG und Mitglied der Ungarischen Geologischen Gesellschaft (1886)
- Alexander Kissling schrieb hier seine Doktorarbeit (1967), ein Referenzbuch fĂŒr den Eisensteiner Bergbau
- Constantin Gruescu (geb. 1924) Bergbautechniker und Mineraliensammler. Mitglied der RumĂ€nischen Gesellschaft fĂŒr Geografische Wissenschaften
- die Bergbauteiche Vartoape und Danieli, geliebte Ziele fĂŒr Hobbyangler und Camper.
- der Danieli- Berg (597m) dominiert das Marmor-Abbauplateau namens Danieliwiese. FĂŒr Sportkletterer bietet sich eine 50m senkrechte Steinwand als anspruchsvolle Aufgabe.
- alte Abraumhalden und Tagebauten wie Theresia, Stros, Juliana oder Paulus bieten den Hobbymineralogen heute noch viele schöne Funde.
- fĂŒr Bergbauarcheologen bietet sich das Areal âGoldhĂŒgelâ mit seinem noch nicht erforschten römischen Galleriensystem
- die in unmittelbaren Umgebung auftretende Karstlandschaft bietet zahlreiche morphologische Formen an seiner OberflĂ€che (Dolinen, Karren) wie auch unterirdische (ca. 17 Höllen u.a. Butoara Uriesilor, Casa lotrilor oder den Schlot Danieli II mit der gröĂten Senkrechte Banats: -116m). Manche TĂ€ler wie z.B. der TĂ€ul-Tal bilden hier und da Schluchten.
- als Abschluss und Höhepunkt jeder Erkundungstour erfolgt der Besuch des Mineralogischen Museums â Casa Bineluiâ.
- aufgrund seiner schönen Umgebung und der relativ guten Erreichbarkeit hat sich Eisenstein nach und nach zu einem Touristenmagnet entwickelt; immer mehr wurden hier von Ortsfremde gekauft und in FerienhÀuser umgewandelt.
- siehe auch empfohlene Wanderrouten auf: http://www.carpati.org/articol/munții_dognecei/743/
- Pension â Colt de raiâ Dognatschka, http://www.colt-de-rai-dognecea.com
- Pension âStejarulâ, Bokschan , Str. Medresului Nr. 26
- Motel âIzvorâ, Bokschan , Str. Izvor Nr. 51
- Rathaus Ocna de Fier. Ortsvorstellung.
- Dusan Baiski, Banaterra.eu. Toponyme: Ocna de Fier
- http://www.ocnadefier.blogspot.com
- Francesco Griselini, Versuch einer politischen und natĂŒrlichen Geschichte des Temeswarer Banats. Wien 1780.
- Ignaz von Born, Briefe ĂŒber mineralogische GegenstĂ€nde, hierfĂŒr Brief 9. Frankfurt, 1774.
- Anton Zollner, Durch gewesene deutsche Dörfer des Banats. Dognatschka und Eisenstein. 1996
- Edmund Schelken, Die Mineralien von Dognecea und Ocna de Fier in RumĂ€nien. Lapis-Magazin, MĂŒnchen 1993
- Virgil Birou, Drumuri si popasuri banatene, Bukarest 1962
- Carol Brandza. Contributii la cunoasterea minelor vechi aurifere din zona Bocsa-Ocna de Fier-Dognecea. Banatica, Resita 1986.