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rumänisch: Ciclova Montana
deutsch: Montan Tschiklowa,
ungarisch: Cziklova, Csiklóbánya, Csiklovabánya, Németcsiklova
Koordinaten: 45° 1' 23'' N, 21° 43' 36'' O
PLZ: 325604
Telefonvorwahl: (+40)255
Gemeindeart: Dorf, gehört zur Gemeinde Oravita
Tschiklowa liegt am Fuße des Anina-Gebirge in einer Höhe von 250-310m. Der Ort ist von hohen Bergen umrandet, die durch ihren Erzreichtum an Silber und Kupfer schon zu Urzeiten von Bergleuten bevölkert waren. Im Norden und Osten ragen der Simeon-Berg mit 898m und der Roll-Berg mit 988m hervor während im Süden und Westen die etwas kleineren Kalvarienberg, Vadarna, Burcu und Dealu Mare den Rahmen ergänzen.
Die Entfernung zu den Nachbargemeinden betragen: 100m bis nach Ciclova Romana, 7 Km bis nach Oravita (Orawitz), 9Km bis nach Ilidia und 19 Km bis nach Steierdorf-Anina. Die Hauptstrasse ist Teil der Landesstrasse DJC51. Das Dorf ist vom insgesamt 26 Km langen Ciclova-Bach durchquert, der in der Nähe des Ortes Vrani in den Fluss Karasch (Caras) mündet.
Das Klima ist als mild zu bezeichnen, mit Ausnahme der Tage in denen sich der trockene und heftige Koschawa-Wind austobt.
Tschiklowa vom Berg Rolul gesehen (© Adriana Retezan)
Tschiklowa Gesamtansicht 1930 (Ansichtskarte)
Hammerteich 1930 (© Traian Popescu)
1717: 166 walachische Häuser
1802: 1007 Einwohner, davon 228 deutsche
1890: 2160 Einwohner, davon 170 deutsche
1920: 1625 Einwohner davon 70 deutsche
1940: 31 deutsche Einwohner
1991: 800 Einwohner davon 10 deutsche
2002: 636 Einwohner davon 5 deutsche
Berg Rolul (© Iosif Chiran)
Die Donau vom Berg Rolul gesehen (© Iosif Chiran)
Der Historiker G. Teglas fand im Sommer 1882 hier die sicheren Merkmale eines römischen Bergbaus und bewies dadurch Tschiklowas wirtschaftliche Bedeutung entlang der römischen Straße von Neu Moldowa nach Bersowia.
Schriftlich wird der Bergort Csiklobanya zum ersten Mal in einem Schreiben des Severiner Bans Francisc Tallóczi an den ungarischen König Ludovik I am 16 Feber 1437 namentlich erwähnt.Die Endung Banya beurkundet den aktiven Bergau zu jener Zeit.
Bergbau wurde hier auch in der türkischen Besatzungszeit nach 1526 betrieben, wenn auch in einer sehr primitiven und ineffizienten Form.
Bereits vor dem Frieden von Karlowitz (1699) wurde das südliche Banat vom Türkischen Heer aufgegeben. Das Reichtum an Erze lies die Wiener Hofkammer im Jahre 1703 durch dorthin entsandte Bergknappen erforschen.
Unter Leitung des Bergmeisters Johann Schubert aus Schmöllnitz wird der Bergbau auf Kupfer in den von den Türken hinterlassenen Gruben ab 1718 wiederaufgenommen und der erste Banater Schmelzofen angeblasen.
1721 wurde unter Aufsicht des Meisters Anton Schmidt aus Wöllersdorf der kaiserliche Kupferhammer aufgebaut. Auch der für den Betrieb erforderliche Wasserdeich entsteht in dieser Zeit.
Aufgrund der Anwendung der Maximilianischen Bergordnung erhalten die Bergleute ab 1727 einige Privilegien, u.a. auch das Bierbraurecht, für den eigenen Bedarf. Gebraut wurde auf dem Kupferhammer.
Im selben Jahr wurde die Kapelle Maria Fels zum Aufbewahren eines alten Gnadenbildes gebaut. Die Bischöfe Nadasdy (1727) und Falkenstein (1733) erwirken beim Papst den Ablass für die drei Maria-Festtage.
Zwischen 1738 und 1740 wird der Ort und die Werke durch türkische Einfälle zerstört, die Bevölkerung flüchtet nach Norden in Richtung Temeswar.
Nach 1740 Wiederaufbau und Verpachtung der Gruben an Gewerken. Der in Neu Moldowa vorhandene Kupferhammer wird abgebaut und nach Tschiklowa gebracht.
1746 wurden zwei neue Hochöfen und ein zusätzlicher Kupferhammer erbaut.
1776 wurden weitere Werksanlagen aufgestellt. In dieser Dekade wurde Tschiklowa von bedeutenden Gelehrten wie Ignaz von Born (1771) und Francesco Griselini (1775) besucht und beschrieben.
1777 Aufbau der jetzigen Wahlfahrtkirche auf dem Felsen. Der vollkommene Ablass fürs ganze Jahr erfolgte 1798 durch Papst Pius VI. Ab 1807 bekommt Tschiklowa eine selbständige Pfarrei.
Infolge der Finanzkrise entstand hier nach 1812 eine Münzprägestätte die nach 1815 erweitert wurde und am 05. Oktober 1817 von Kaiser Franz I besucht wurde. Kupfermünzen mit der Marke „O“ wurden hier bis 1855 geprägt.
Die Brauerei wurde 1818 durch den Apotheker Knobloch gegründet und 1821 an die Familie Fischer verkauft. Der Gesellschafter Robert Bähr bewirkte 1892 die Erweiterung und Modernisierung der Bierfabrik. Am 1 April 1938 wird die Brauerei MG Fischer und Söhne eingestellt.
Am 12 Mai 1854 geschieht „das Wunder von Tschiklowa“ als die kleine Elisabeth Windberger aus Unvorsichtigkeit vom hohen Kirchenfels in die Tiefe stürzt aber zum Glück mit nur einigen Kratzern davon kommt.
1 Oktober 1861: Einweihung des orthodoxen Kloster Calugara am Ort einer Heiligenstätte am Fuß des Neu-Roll.
1868 wurde hier der Kupfererzabbau eingestellt. Der letzte Eisenhammer erzeugte noch bis 1928 landwirtschaftliches Gerät.
Nach 1950 gab es einige Versuche den Kupferbergbau zu reaktivieren, leider ohne wirtschaftlichen Erfolg.
1960 wurde Tschiklowa mit elektrischen Strom versorgt.
Zwischen 1975 und 1996 wurde in Tschiklowa erneut Bier erzeugt.
Kloster Calugara (© Iosif Chiran)
Grabmal (© Walter Woth)
Messe in der Wallfahrtskirche (© Erwin Josef Tigla)
Der Maria-Kult ist in den alten Bergbaurevieren Europas sehr verbreitet, viele Werkssiedlungen haben den schützenden Name Maria dem Ortsnamen vorgesetzt. Getragen von den Fachleuten die von überall hierher strömten kam er auch nach Tschiklowa, die Wiege der Banater Metallurgie. Glauben und Anerkennung für ihre Schutzpatronin haben die Bewohner und Pilger über die Zeit getragen, durch ihre Spenden und Gaben wurde die Wallfahrtkirche mit wertvollen Kirchengeräten, Fahnen und Malereien ausgestattet. So wurde der Bau der Kirchenorgel um 1800 durch Franz Anton Wälter aus Temeswar von den hiesigen Kupferhammerschmieden bezahlt.
Das Gnadenbild, eine bereits aus der Türkenzeit erhaltene byzantinische Hodegetria wurde hier bereits vor der Ansiedlung deutsche Einwanderer verehrt. Um das Jahr 1860 wurde es dem Geschmack der Zeit entsprechend durch den Maler Tury Gyula restauriert. Sie bekam eine goldene Krone.
Maria Tschiklowa ist die Wallfahrtstätte für die Gläubigen der umliegenden katholischen Orte (Orawitza, Karaschowa, Steierdorf, Garnik) die jedes Jahr am 2 Juli, 15 August und 8 September zu ihr pilgern.
Durch den Rückgang des Bergbaues und Abwanderung nahm die Bedeutung des deutschen Gemeindelebens nach und nach ab.
Nichts desto trotz, im Rahmen der allgemeinen kulturellen Entwicklung dieser Zeit entstanden auch in Montan Tschiklowa Gründungsinitiativen wie z.B. die eines Chores im Jahre 1888 welches 1891 zu einer Lese-und Gesangsgesellschaft erweitert wurde.
Im Jahre 1906 Eröffnung der Gemeindebibliothek.
Am 30 April 1929 feierliche Eröffnung des Kulturheimes, gebaut durch Spenden und freiwillige Arbeitsleistung der Ortsbewohner.
Im Feber 2010 enstand hier der Kulturkreis Art Ciclova Association. Ziel seiner Gründer und Sympathisanten ist das alte Dorf Tschiklowa, sein kulturelles Erbe und seine idyllische Schönheit durch Initiierung von lokalen sozialen Projekten zu promovieren.
Dr. Gheorghe Crainiceanu, Medizinhistoriker
Damian Izverniceanu, Professor, Jurnalist und Schriftsteller
Aurel Czekelius, Ministerialrat und Brückenbauer
Silviu Oravitan Cretu, Maler
Theodor Ortvay/Ortmayr, ungarischer Historiker
Maria Tschiklowa Wallfahrt 1946 (© Walter Woth)
Kupferschmelzhütte 1900 (© Erwin Tibor Lichtfuss)
Montan Tschiklowa ist Ausgangspunkt für Wanderungen durch den Tal in Richtung griechisch-orthodoxen Klosters Kalugara; zum Waldhaus Julia-Wiese in der Nähe eines Fliederwaldes wo das jährliche Volksfest „Ziua Liliacului“ stattfindet; oder zu den Gipfel der Berge Neu- und Alt-Roll oder Simeon, von deren Höhen sich den Touristen ein herrliches Panorama über die ganze Gegend bis hin zur Donau oder in Gegenrichtung zum Semenik öffnet. Diese Kalkfelsen sind eine Herausforderung für Alpinisten, genau so wie die zahlreichen Höhlen für interessierte Späologen (wie z.B. die bekannte Adam Neamtu Höhle, Versteck eines Freischärlers). Die zahlreichen Waldwege eignen sich sehr gut für Mountainbiking.
Höchst mannigfaltig sind Flora und Fauna dieser Gegend, hier sammelte der in Orawitza lebende Chirurg und Botaniker Peter Wierzbicki bis 1842 einen Grossteil seines weitbekannten Herbariums.
All diese Geschenke der Natur führten 1973 zur Gründung des Mischreservats Valea Ciclovei-Ilidia mit einer Gesamtfläche von fast 2000 ha.
Im gesamten Ortsbereich kann Industriearchäologie betrieben werden: Spuren des ersten Schmelzofen Banats, des Kupferhammers, der Münze, Deiche und Grubeneingänge.
In der Dorfmitte befinden sich die stillgelegten Anlagen der früher sehr bekannten Bierfabrik, besonders sehenswert sind ihre denkmalgeschützte Kellerei und ihr Biergarten im Schatten kanadischen Platanen.
Weiter unten ist ein ehemaliges Thermalbad zu sehen, gebaut 1969 und versorgt mit dem 27° warmen Wasser aus der ehemaligen Kupfergrube. Sehenswert ist auch der alte Friedhof mit wertvollen Grabmalen aus Eisenkunstguss oder die trauernde Frau am Grabe der Familie Fischer.
Am Dorfeingang aus Richtung Roman-Tschiklowa befindet sich die römisch-katholische Wallfahrtkirche Maria Fels und der Kalvarienberg.
Das rumänische Kloster Kalugara bietet zehn Übernachtungsplätze. Tel. +40.765.704.790
Motel "7 Brazi" in Orawitza, Tel: +40.788.554.464
Hotel Caras in Orawitza, Tel: +40.744.590.853, www.hotelcarasoravita.ro
Mihai Creţu, Monografia localităţii Ciclova-Montană. Timisoara, 2007
H.D. Schmidt, W. Woth, K. Fassbinder. Familienbuch der Gemeinde Montan-Tschiklowa. Ulm, 2001
Ioan Drugarin, Ciclova Montana. Contributii monografice. Timisoara, 1993
Tibor Lichtfuss, Geschichtliche Notizen sofern sie für die Geschichte des Gnadenbildes von Csiklova von Belang sind. Manuskript.
Hartwig Maurus, Die Geschichte der Wallfahrtskirche von Tschiklowa. Verlag Kaden Orawitza, 1925
Alexandre Emile BÉGUYER DE CHANCOURTOIS, L'Extraction de l'argent par voie d'amalgamation à Cziklowa. Annales des mines Paris, 1846
Memorabilia Parochiae Csikloviensis, Kirchenchronik 1811- 1926. Manuskript.
Kupfererzverhüttung und Kupferwerke von Csiklova im Banate. Berg- und hüttenmännische Zeitung Leipzig, 1885
Swantje Volkmann, Die Architektur de 18 Jhdt im Temescher Banat. Die Wallfahrtskirche Maria Tschiklowa. Heidelberg, 2001
Vasile Murgu, Monografia comunei Ciclova-Montana. Verlag Kaden Oravita, 1929
Johann Wessely, Der Banater Bergbau von 1717-1780 und seine bevölkerunspolitische Bedeutung. Wien, 1937
Ignaz von Born. Briefe über mineralogische Gegenstände auf seiner Reise durch das Temeswarer Bannat. Frankfurt/Leipzig, 1774
- Sim. Sam. Moldovan, Versuch aus der Geschichte Banat's die verklungenen Ereignisse des Wallfahrtortes Montan-Ciclova zu erfassen. Verlag Kaden Oravita, 1931
Eine Dokumentation zusammengestellt von Walter Woth
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